Rückhalten von Jod bei schweren Reaktorunfällen

Bei schweren Reaktorunfällen wird als eines der Hauptspaltprodukte radioaktives Jod aufgrund seiner hohen Flüchtigkeit freigesetzt. Um dies zu vermeiden, werden entweichende Gase durch einen speziell installierten Wäscher (Pool-Scrubbing) und Jodabsorber geleitet, um vor allem das Radiojod zurückzuhalten. Radiojod wird in die menschliche Schilddrüse aufgenommen und kann dort einen strahlen-induzierten Krebs auslösen. Eine Reihe physikalischer Modelle zur Beschreibung des Pool-Scrubbing wurde entwickelt und experimentell untermauert. Dennoch sind diese Modelle nur schlecht in der Lage, die Vorgänge ausreichend gut zu beschreiben.

Die physikalischen Beschreibungen gehen überwiegend von einer chemischen Jodspezies aus, die nicht näher definiert ist. Wahrscheinlich ist es jedoch, dass unter diesen Bedingungen das Jod in sehr unterschiedlichen chemischen Formen vorliegt, die unterschiedlich stark ausgewaschen und absorbiert werden. So ist gerade bei Siedewasserreaktoren (SWR) das Auftreten organischer Iodspezies („Organojod“) in signifikanten Mengen bekannt. In einer Grundlagenstudie soll an einem Druckreaktor untersucht werden, in welchen chemischen Formen das Jod vorliegen kann.

Für diese Untersuchungen im Rahmen der weltweiten Kooperation IPRESCA (Integration of Pool Scrubbing Research to Enhance Source-term Calculations) ist ein Förderantrag gestellt worden.

Weiterhin können wir verschiedene Aspekte von Iodabsorbern wie z.B. Korrosionsbeständigkeit, Kapazität etc. in unseren Laboren untersuchen.